Sänger passen sich den Zeiten an
Sänger passen sich den Zeiten an
Vom reinen Männer- zum gemischten Chor: Der Sängerbund Mahlberg feierte sein 150-jähriges Bestehen.
MAHLBERG. Einst ist er ein reiner Männerchor gewesen. Seit mehr als 20 Jahren singen Frauen und Männer gemeinsam: Als Mitglieder des ältesten Vereins in Mahlberg haben die Sängerinnen und Sänger des Sängerbundes Mahlberg als gemischter Chor am frühen Samstagabend in der Aula der Grundschule ein stolzes Jubiläum gefeiert – das 150-jährige Bestehen.
Zur Feier des Tages präsentierte sich der Chor mit alten wie auch modernen Liedern, Gastredner überreichten Geschenke und natürlich gab es auch etwas zu essen und trinken. Redner spannen den Bogen von der Zeit der Gründerjahre, als die Vereinigung der Sänger noch ungeliebt von der damaligen Regierung war, bis zu einem Chor, der aus dem Leben der Gemeinde allgemein und dem kulturellen Leben im speziellen nicht mehr wegzudenken ist. Dass die Gründung des Männergesangvereins 1864 mehr als der Pflege des Gesangs diente und auch politisch motiviert war, betonte Chorvorsitzender Karl-Heinz Stiefel. Das Bürgertum begann sich mit des 19. Jahrhunderts zu organisieren – auch in Mahlberg, als sich 47 gebildete Männer dem Bildungsauftrag und der Hingabe an die Musik verschrieben. Es war mitunter schwierig, den Gesang über Generationen hinweg zu pflegen. "Opfergeist und Willen waren notwendig, um Widrigkeiten zu überwinden", sagte Stiefel dazu. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg forderten der Erste und der Zweite Weltkrieg Opfer, zweimal, 1920 und 1947, musste der Verein wieder neu gegründet werden.
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Den Aufschwüngen folgten stets die großen Feiern bei Sangesfesten und Jubiläen, Stiefel erinnerte auch an Zeiten, als der MGV bei Wertungssingen höchste Punktnoten bekam. Dem Wandel der Zeiten musste sich auch der MGV stellen. So kam es auch zur Umwandlung zum gemischten Chor/Sängerbund Anfang der 90er-Jahre. Frauen waren bei der Gründung des Vereins 1864 noch außen vor geblieben, als es im Sinne der Freiheit darum ging, sich zu organisieren, wie Bürgermeister Dietmar Benz den Freiheitsgedanken unterstrich. "Gesang und Musik begann der natürliche Mittelpunkt des Zusammenseins und der geistig kultivierten Gesellschaft Mitte des 19. Jahrhunderts zu werden." Gesang und Musik seien auch heute noch ein wertvoller Beitrag im kulturellen Leben und Zusammensein der Menschen – Stichwort Rathauskonzerte. Zudem engagieren sich die Sänger im Gemeindeleben mit der Teilnahme am Ferienprogramm und dem Stadtfest. Städtischen Veranstaltungenverliehen sie mit ihren Liedbeträgen einen würdevollen Rahmen.
der Menschen erreicht."
Dirigent Martin Groß
Auch heute muss sich der Verein neuen Herausforderungen wie geändertem Freizeitverhalten und Berufspflichten sowie den modernen Zeiten stellen, sagte Benz. Dazu gehört das Aufnehmen moderner Lieder ins Repertoire, und gleichzeitig müsse auch die Tradition gepflegt werden. Es bedürfe dazu des Sängerbunds- "Das das alte Liedgut wird unwiederbringlich verloren sein, wenn es nicht mehr gesungen wird."
Wie Benz, so wünschte auch Johannes Hasenohr-Fey dem Verein, dass er fortbesteht und junge Mitglieder gewinnt. "Der Chorgesang bringt verschiedene Menschen zusammen." Der Präsident des Ortenauer Chorverbands bescheinigte dem "vitalen und gut geführten Verein" eine gute Altersstruktur, ehe er Urkunden und Präsente des Deutschen und des Badischen Chorverbands überreichte.
Wie Vorsitzender Stiefel brachte auch Martin Groß, seit 1995 Dirigent des Sängerbunds, die Rathauskonzerte zur Sprache. 16 hat es seit 1997 gegeben, Stiefel will die Reihe unbedingt fortsetzen. Die Konzerte seien beliebt. Laut Groß mussten immer zusätzlich bestuhlt werden, weil der Platz nicht ausreichte. "Wir haben die Herzen der Menschen erreicht", so Groß zur Beliebtheit der Konzerte. Auch der Dirigent wünschte dem Verein jüngere Mitglieder. Er wünscht, dass innerhalb der Stadt Grenzen überschritten werden: Sänger aus Orschweier seien gern gesehen. Dass der Chor sich den modernen Zeiten angepasst hat, zeigte sich an den Liedern, in denen er von Franz Rösch am Klavier und teilweise vom Lahrer Klinikchor unterstützt wurde. Im Repertoire waren neben traditionellem Liedgut – Dieter Lugert glänzte mit Soli – Popsongs von Abba sowie Bette Middlers eingedeutschtes Lied über die Rose.